Europäische Gewerkschaftsbewegung
In der europäischen Öffentlichkeit setzt sich das Bewusstsein durch, dass in vielen Lebensbereichen die "europäische Dimension" von gesellschaftspolitischer Gestaltung an Bedeutung gewinnt. Die Einführung einer gemeinsamen Währung in den meisten Ländern der Europäischen Union (EU) hat diese Einsicht verstärkt.
Wirtschaftliche und politische Entwicklungen, Arbeitslosigkeit und Veränderungen der Arbeitsverhältnisse und der sozialen Sicherungssysteme haben aber auch Sorgen und Zukunftsängste entstehen lassen, deshalb ist die Feststellung von Ernst Breit in seinem Vorwort zu diesem Themenmodul wichtig: "Besonders in Zeiten von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbrüchen, von denen auch Europa erfasst ist, bleiben die Gewerkschaften national und auf europäischer Ebene die wichtigen Vertreter der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer."
Die Gewerkschaften haben die europäische Einigung schon sehr früh zu ihrem Thema gemacht: Willy Buschak unterstreicht das in seinem kurzen Überblick zur Geschichte der europäischen Gewerkschaftsorganisationen in der Bestandsbeschreibung
"Europäische Gewerkschaftsorganisationen - Bestände im Archiv der sozialen Demokratie und in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung" z.B. mit dem Hinweis auf den ITF-Kongress 1924, wo gefordert wurde, die Gewerkschaften müssten sich "ernstlich mit dem Problem der Errichtung der Vereinigten Staaten Europas" befassen.
Es gibt heute in den EU-Staaten kaum andere gesellschaftliche Organisationen, die einen so breiten und großen Zugang zu den Menschen, den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern haben und gleichzeitig so entschieden für die europäische Einigung eintreten wie Gewerkschaften. Sie sind Garanten gegen einen Rückfall in erneute nationalistisch oder ethnisch geprägte Abgrenzung in Europa. Dadurch und durch die Debatte über die politische und soziale Entwicklung der Europäischen Union werden Gewerkschaften weiter an politischem Gewicht gewinnen.
Die Bedeutung der Gewerkschaften als wichtige Akteure bei der Gestaltung transnationaler Beziehungen vor allem in Europa sowie das Jubiläum des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB), der 1973 gegründet wurde, sind Anlass hier eine Auswahl digitalisierter Publikationen und andere Informationen zur Europäischen Gewerkschaftsbewegung anzubieten - für den Geschichts- und Politikunterricht in den Schulen, für die Erwachsenenbildung und besonders für die gewerkschaftliche Bildungsarbeit. Die Auswahl von Titeln in deutscher und englischer Sprache soll die europaweite Nutzung erleichtern.
Zwei weitere Informationsangebote der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung sind für den Nutzer in diesem Zusammenhang von Bedeutung: die Sammlung der Pressedienste verschiedener Parteien und Gewerkschaften sowie die Sammlung von Grundsatzprogrammen von europäischen Gewerkschaften und sozialistischen bzw. sozialdemokratischen Parteien aus verschiedenen europäischen Ländern. Beide Informationsangebote werden kontinuierlich ausgebaut und aktualisiert.
Die Auswahl der thematischen Schwerpunkte Geschichte, Arbeitnehmerpolitik, Wirtschaft/Arbeitsmarkt und Europapolitik bedeutet nicht eine strenge fachwissenschaftliche Gliederung, sondern soll dem Nutzer die Recherche erleichtern.
Die Literaturangaben unter den einzelnen Schwerpunkten, die Sammlung der Pressemitteilungen und der Katalog bieten weitere Recherchemöglichkeiten.
Die Linksammlung führt direkt zu den europäischen Gewerkschaftsorganisationen.
Die aktuelle Bestandsbeschreibung zu den großen Beständen von Dokumenten und Publikationen der europäischen Gewerkschaftsorganisationen im Archiv
und in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung bietet einen umfassenden Überblick.
Bei der Erweiterung dieses Themenmodules werden die Wünsche und Anregungen der Nutzer gerne aufgenommen.
Die auf den Seiten der "FES-Netz-Quelle: Geschichte und Politik" gezeigten Fotos und anderen Illustrationen stammen - wenn nicht anders angegeben - aus dem
Archiv der sozialen Demokratie/AdsD der Friedrich-Ebert-Stiftung.
_________________
Rainer Gries
Stellvertretender Leiter der Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung
|